Bildkompetenz 7: Exemplifikation

Wer auf einem Bild zwar Farb-Form-Konfigurationen, Gegenstandstypen und bezeichnete Individuen erkennen kann, aber nicht sieht, was das Bild direkt oder metaphorisch exemplifiziert, dem fehlt die exemplifikationale Kompetenz, das Bild als Bild wahrzunehmen. Er kann u.a. dem Stil, der Stimmung, dem Anmutungscharakter des Bildes nicht gerecht werden. Posener (2003)
Das Problem der Bildepisteme, das wir an der Pikturalität festgemacht haben, wird mit der Bildsymbolik, der Möglichkeit, dass das Bild gar nicht meint, was es zeigt, noch verstärkt. Bilder können- wie die Metaphorik der Sprache- auf andere Bilder oder Inhalte verweisen. Dies geschieht beispielsweise im Traum oder in den Bildern des Surrealismus. Viele menschliche Gefühle und Motive sind als solche nonpiktural - lassen sich aber symbolisch in Bilder „übersetzen“.
Darf man Christus bildlich darstellen, ist ein Mohammed-Karrikatur eine Lästerung und Beleidigung des Islam, und kann es ein wirklichkeitsgetreues Bild des Buddha geben?
Die Geschichte der Menschheit ist voller Projektionen, bei der sich Symbolik und Realitätsgehalt vermischen bzw. später trennen. So wurde der Olymp entvölkert, oder beispielsweise Magie und die Zauberei von der Medizin separiert. Dort, wo das nicht eindeutig gelingt, triumphiert nach wie vor die Projektion. Siehe das Beispiel des Themas „Leben auf dem Mars“ oder die Suche nach mit der Erde vergleichbaren „Exoplaneten“ oder die von der Erde ausgehenden Botschaften an extraterrestrische Wesen im Weltall.
Didaktisch:
Die Bildsymbolik ist vorab ein Gegenstand der Religionsdidaktik. Alle Religionen verfügen über Bildsymbole. Im Bereich des Sprachunterrichts ist die Sprachmetaphorik ein wichtiger Gegenstand. Auch für die Psychologie und den Kunstunterricht ist das Thema der Bildsymbolik zentral.
  • Jung, C.G. u.a. (1968) Der Mensch und seine Symbole. Olten: Walter.
  • Gamwell, L. (Hrsg.) (2000) Träume 1900-2000. München: Prestel.